Den Kampf um einer Dachsberg-Variante der B33neu hat die Gemeinde Reichenau immer noch nicht aufgegeben. „Das wäre die bessere Lösung“, betonte Bürgermeister Volker Steffens im Gemeinderat. Da diese Variante aber eigentlich „nicht mehr im Spiel“ sei, werden zur Südtrasse und Westtangente weitere Forderungen erhoben. Vor allem deren Verknüpfung müsse kreuzungsfrei sein, weil es sonst lange Rückstaus gebe.
In der Gemeinde wird bezweifelt, dass die Abwägung zwischen Südtrasse inklusive Westtangente und der Dachsbergvariante korrekt ist. Gefordert werden eine „nachvollziehbare Kostengegenüberstellung“ sowie eine weitere Untersuchung zum Flächenverbrauch.
Dabei müssten der aufwendige Kindlebild-Knoten, die zweite Brücke über die Bahn, der große Anschluss der Westtangente und der geplante, 450 Meter lange Tunnel bei der Waldsiedlung berücksichtigt werden, heißt es in der Stellungnahme, in der es nur um die aktuellen Änderungen geht. Bereits erhobene Widersprüche behalten ihre Gültigkeit. „Es muss zwingend mal eine Gesamtbilanz gemacht werden“, sagte Berndt Wagner (CDU). Rechtsanwalt Wolfgang Frick bestätigte: „Da sind noch Fragen zu klären.“ Bei der aktuellen Südtrassen-Planung wird zwar anerkannt, dass es einige Verbesserungen gibt. Beim Anschluss der Westtangente an die B33neu müsse aber nochmals ein Kreisverkehr geprüft werden. Die jetzige Ampellösung sei untauglich, prophezeien die Reichenauer. Das gebe in Stoßzeiten einen Rückstau bis zur Kindlebildkreuzung, meinte Gert Zang (SPD). Wagner schlug zynisch vor, die dort geplante, auf einer Länge von 150 Meter insgesamt siebenspurige B33neu könne man dann „Ungern-Sternberg-Stau-Parkplatz“ nennen. Ines Happle-Lung (Freie Liste Natur) kritisierte die Abgeordneten, sie würden die Reichenau nicht unterstützen. „Ich finde es entsetzlich, dass es durch Zeitzwänge und Geldnöte keine optimale Lösung für alle gibt“, meinte sie. Die jetzige Planung ergebe einen „Wust von Straßen“. Weitere zentrale Forderungen sind: Um Verkehrsprobleme zu vermeiden müsse die Westtangente fertig sein, bevor die B33neu eröffnet wird. Die Landesstraße zwischen der Waldsiedlung und Wollmatingen müsse – wie geplant und entgegen der Wünsche von Eichbühl-Bewohnern – zwingend zurückgebaut werden. Rechtsanwalt Frick betonte: „Ansonsten scheitert jede konsensfähige Lösung mit der Gemeinde.“
Nach der aktuellen Planung wird beim Anschluss der Insel der komplette Knoten nach Westen verschoben, erläuterte Hauptamtsleiter Michael Lieske. Dadurch entfalle der Kindlebildparkplatz, für den das Land Ersatz schaffen müsse. Zum Kindlebild-Anschluss sagte Bürgermeister Steffens, die Trasse sollte – auch auf Wunsch des Zentrums für Psychiatrie – möglichst tiefer gelegt werden, damit die Straßenüberführung von der Insel zum Festland landschaftsverträglicher gestaltet werden könne. Außerdem brauche es wirksamere und am besten durchsichtige Schutzmaßnahmen auf der Bahnbrücke und darum herum gegen Lärm und Schadstoffe.
Werner Keller (CDU) forderte, der Umbau des Kindlebildknotens dürfe nicht während der Tourismus- und Gemüsesaison stattfinden. Gerhard Kunkel (Freie Wähler) meinte – unter dem Applaus des Gremiums und der Besucher – bei der Dachsbergvariante wäre die Bauphase überhaupt kein Problem. Sein Fraktionskollege Max Uricher sah’s realistischer: Er hoffe, die bisher gemachten Zusagen werden eingehalten. „Eine Straße, die für alle optimal ist, wird’s nie geben.“
Quelle: SÜDKURIER, 25.10.2006